Augentrost (Euphrasia officinalis)
WALA Arzneimittel

Augentrost

Synonyme: Augendank, Augustinuskraut, Gibinix, Grummetblume, Herbstblümle, Milchdieb, Milchschelen, Wegleuchte, Wiesenwolf.
Wissenschaftlicher Name: Euphrasia officinalis
Familie: Scrophulariaceae (Braunwurzgewächse)
Heimat: Europa, vorzugsweise Mittel- und Süddeutschland, Italien, Balkanländer, Russland.
Inhaltsstoffe: Aucubin und andere Iridoidglycoside, Lignane, Flavonoide, Gerbstoffe, wenig ätherisches Öl.

Beschreibung

Wer ihn nicht kennt, übersieht diesen einjährigen Wiesenbewohner gar zu leicht, der mit seinen 10 bis 30 cm Höhe das sommerliche Blütenmeer nicht zu überragen vermag. Auf den ersten Anschein erinnern die maximal bis zu 1 cm lang werdenden weiss oder blassvioletten Blütchen an Ackerstiefmütterchen. Auch für kleine Orchideen könnte man sie halten mit ihrem violett gezeichneten Rachen, dem eine dreilappige Unterlippe vorgelagert ist. Auffälliges Zeichen ist der gelbe Fleck auf eben jener Unterlippe, das leuchtende Auge der Blüten, die ab Spätsommer bis in den Herbst hinein an den stark verästelten Stängeln erscheinen. Für den Betrachter nicht sichtbar sind die Saugwurzelfasern, mit denen der Augentrost aus den Wurzeln benachbarter Gräser Nahrung saugt und sich so als Halbschmarotzer im dichten Wiesengedränge seinen Vorteil schafft.

Verwendung

Der Name verrät den Einsatz dieser alten Heilpflanze: Als Spülung oder Umschläge, die aus dem Tee bereitet werden, hilft Augentrost bei verschiedenen Augen- und Lidrandentzündungen. Bei Gerstenkörnern helfen warme Umschläge aus Augentrosttee. Ermüdungserscheinungen der Augen, Lichtscheu und Brennen der Lidwinkel lassen sich mit Augentropfen behandeln, in denen Augentrost enthalten ist. Innerlich angewendet kann Augentrost-Tee die Wirkung der Augentropfen unterstützen.

Neben diesen ganz auf die Augen ausgerichteten Heilwirkungen zeigt Augentrost noch eine andere, erstaunliche Seite: Er wirkt kräftigend bei einer allgemein schwächlichen Konstitution, die mit häufigem Infekten und Lichtscheuheit einhergeht. Eine Teekur über einen längeren Zeitraum kann zum Verschwinden der Symptome führen.

Wissenswertes

Den wissenschaftlichen Namen Euphrasia, der aus dem Griechischen stammt und soviel bedeutet wie Frohsinn oder Wohlbefinden, versteht, wer dem Augentrost genau in sein kleines Gesichtchen schaut: Mit seinem kräftig gelben Rund und der feinen violetten Zeichnung schaut er in der Tat recht freundlich in die Welt.

Im Mittelalter wurde Augentrost rituell verräuchert, um Hellsichtigkeit zu erlangen. Den Bauern behagt der Augentrost auf den Wiesen gar nicht, was sie mit ihren diversen Namensgebungen wie Weibdieb, Heuschelm, Wiesenwolf, Milchdieb oder Gibinix ausdrücken. Sie sagen ihm nach, dass er den Grasertrag mindere, was wohl aus dem Wissen erwächst, dass er als Halbschmarotzer den Gräsern gelöste Mineralstoffe entzieht. Dadurch kann der Graswuchs tatsächlich gehemmt werden. Am Augentrost lesen die Bauern andererseits das Wettergeschehen ab: Erscheinen seine ersten Blüten an den Spitzen der Sprosse, so soll es einen frühen Winter geben.

Die Pflanze anders betrachtet

Unendlich durstig und sonnenhungrig ist der Augentrost, der seinen Wirten die mineralhaltige Flüssigkeit entzieht, um aus ihr sich zu nähren. Seine Stoffwechselkräfte hat er zurückgenommen, lässt sich ernähren durch das erdverbundene Gras und widmet sich dafür ganz seinen Blüten, die er zahlreich während seiner gesamten Vegetationsperiode bildet. Dem Nerven-Sinnes-System ist er damit ähnlich, das Sinneswahrnehmungen und Denken entfalten kann, weil es die Stoffwechselprozesse reduziert hat. So wird verständlich, dass der Augentrost das Auge anspricht und damit seinem Namen gerecht wird: Er wirkt ausgleichend und dämpfend auf zu starke Stoffwechsel-Blut-Prozesse vor allem im Nerven-Sinnes-Bereich, also auch im Auge.