Freude am lebendigen Wachsen - WALA Arzneimittel
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Freude am lebendigen Wachsen

Der Garten – für viele Menschen ist er ein Rückzugsort, um Abstand vom Alltag zu bekommen. Er ist Kraftquelle und schenkt Freude. Die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Garten sind dabei vielfältig. Unsere Redakteurin Elisabeth Menzel sprach mit jemandem, für den der Garten ein wesentlicher Teil seines Lebens ist: Joscha Huter, Gärtner im WALA Heilpflanzengarten.

Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, kann ganz unterschiedliche Gärten entdecken. Manche sind mit viel Liebe gestaltet, andere eher wild und der Natur überlassen. Was macht die Faszination Garten für den Menschen aus?

Joscha Huter: Ein Garten berührt uns Menschen innerlich. Das gilt für den professionellen Gärtner ebenso wie für Hobbygärtner oder Besucher. Das Besondere am Garten ist, dass es sich um einen von Menschen gestalteten Raum handelt, der in sich eigene Grenzen bildet – anders als in der freien Natur. Dort findet man zwar manchmal ebenfalls solche Räume, zum Beispiel wenn man durch den Wald geht und plötzlich auf eine Lichtung kommt. In der Natur greift jedoch alles stärker ineinander, die Grenzen sind fliessend – während ein Garten in der Regel von Zäunen oder Hecken begrenzt ist. Der Innenraum gestaltet sich ganz anders als die Umgebung ausserhalb.

Nun haben Sie durch Ihren Beruf ein besonders intensives Verhältnis zu „Ihrem“ Garten. Er ist Ihr Arbeitsplatz, Sie sind jeden Tag dort. Was macht das mit Ihnen?

Joscha Huter: Wenn jemand in einem Garten tätig ist, wirkt das direkt auf sein Leben. Der Garten beeinflusst Gewohnheiten, den Tagesablauf, den persönlichen Rhythmus. Das frühe Aufstehen und die Morgendämmerung mit ihrem Vogelgesang werden mit der Zeit zu festen Ritualen, die man nicht mehr missen möchte. Jeden Tag in der Natur zu arbeiten und die Jahreszeiten in einem Garten mitzuerleben macht Freude. Nicht zuletzt, weil man die Freude der Pflanzen am lebendigen Wachsen erlebt und mit ihnen teilt.

Dann müssten also alle Gärtner immer gute Laune haben.

Joscha Huter: Ja, ich finde tatsächlich, dass es keine schlecht gelaunten Gärtner gibt – sofern sie nicht nur Gartenwege pflastern müssen! Schauen Sie doch mal in das Gesicht eines älteren Gärtners: Der hat graue Haare, rote Bäckchen und strahlende Augen. Diesen Effekt bemerke ich häufig auch bei Menschen, die nur wenige Tage in unserem Heilpflanzengarten mithelfen. Zunächst wirken sie noch etwas distanziert und abwesend. Aber je länger sie bei uns sind, desto mehr blühen sie innerlich auf. Sie wirken vitaler und lebendiger, bekommen wachere Augen.

Kann das nicht auch an der frischen Luft und an der Bewegung liegen?

Joscha Huter: Das spielt sicher eine Rolle. Doch ich glaube, dass es in erster Linie am Umgang mit den Pflanzen liegt. Der Garten macht dich lebendiger, er macht dich innerlich freudiger – weil du ein Teil dieses Gartenlebens wirst.

Wie können wir uns das vorstellen?

Joscha Huter: In einem Garten lebe ich mit den Pflanzen zusammen – so wie auch sie mit anderen Lebewesen zusammen sind und den Lebensraum teilen. Dadurch bin ich nicht nur wacher für die Bedürfnisse der Pflanzen. Ich entwickle auch ein Gespür für das Wetter, den Bodenzustand, seine Aktivität, für die Stärke des Wachstums und die Rhythmen der Natur. Man könnte sagen: In mir entsteht ein gärtnerischer Sinn für die Vorgänge im Lebensraum Garten.

Wenn Sie sich bei Ihrer Arbeit an die Rhythmen der Natur halten, an die Jahreszeiten etwa, wie gross ist dann noch Ihr individueller Gestaltungsspielraum?

Joscha Huter: Ausreichend gross. Natürlich bin ich gebunden – etwa durch den Standort oder die Jahreszeiten. Ein Garten in Südfrankreich sieht ganz anders aus als einer in Südnorwegen. Aber als Gärtner habe ich Fähigkeiten und Mittel, um Prozesse auszulösen, die von Natur aus so nicht möglich wären. Zum Beispiel kann ich durch Gewächshäuser die Wachstumsperiode verlängern. Pflanzen gedeihen hier, während es draussen noch kalt ist, und entwickeln sich dann in der Warmperiode im Freien wunderbar. Dadurch existiert ein breites Spektrum an Pflanzen, das in dieser Vielfalt und Fülle unter natürlichen Bedingungen gar nicht gedeihen würde.

Es eröffnen sich also gewisse Spielräume, auch wenn Sie sich an die Regeln der Natur halten.

Joscha Huter: Auf jeden Fall. Im Garten kann ich die Fruchtbarkeit in einem enormen Masse erhöhen und den Pflanzen optimale Verhältnisse bieten, die sie in der Natur nicht vorfinden. Durch die Auswahl der Pflanzen, die kreative Gestaltung, verschiedene Blühzeiten oder das ästhetische Zusammenspiel der Farben schaffe ich Schönheit, die das Herz vor Freude aufgehen lässt. Der Mensch prägt die Schönheit seines Gartens und dessen Fruchtbarkeit.

Nun liegt Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters. Wie würden Sie einen schönen Garten beschreiben? Sollte er eher geordnet und abgegrenzt sein oder lieber etwas wilder?

Joscha Huter: In meinen Augen ist Schönheit im Garten das Zusammenspiel aus gärtnerischer, strukturierter Arbeit und dem Einfluss der Natur. Als Gärtner habe ich eine bestimmte Vorstellung. Ich lege zum Beispiel ein Beet an, strukturiert, frisch bepflanzt nach meinen Vorstellungen. Das sieht sehr schön aus. Aber es ist auch irgendwie künstlich, wie es so in der Natur nie vorkommen würde. Doch dann beginnt die Natur, mit meiner Pflanzung zu arbeiten. Durch den Wind entstehen ganz zufällige Sämereien, hier und da spriesst Unkraut. Die Pflanzen wachsen an verschiedenen Standorten unterschiedlich schnell. Schon lockert sich meine vorgegebene, künstlich angelegte Struktur. Mein Garten wird natürlich, weil die Natur darin frei wirken kann. Er wird dadurch erst richtig lebendig und schön.

Sie bezeichnen den Garten immer wieder als Schutzraum, in dem sich manches anders entwickelt als in der Natur. Wie gelingt es Ihnen, diesen Raum nach aussen abzugrenzen?

Joscha Huter: Das ist gar nicht schwierig. Ich kann beispielsweise einen Zaun errichten oder eine Bepflanzung anlegen, die auch vor Wind und starken Witterungseinflüssen schützt. Empfindliche Kulturen bewahre ich durch Vliese oder geeignete Netze.

Bei aller Sorgfalt können aber auch Sie nicht verhindern, dass mal ein Schädling in Ihre aufwändig angelegte Kultur eindringt. Was dann?

Joscha Huter: Dann habe ich als Gärtner in der Regel einen Fehler gemacht. Den will die Natur wieder ausgleichen. Wenn ich meinen Garten zum Beispiel überdünge, sodass die Pflanzen mit Saft prall gefüllt sind, zum Platzen grün und fett – dann schickt die Natur Läuse. Die saugen den Saft aus der Pflanze und reduzieren so den Druck, damit die physiologischen Prozesse wieder ins Gleichgewicht kommen. Viele Menschen fürchten, dass die Läuse den gesamten Bestand zerstören. Doch das tun sie nicht. Sie sorgen lediglich für Ausgleich und verschwinden danach wieder. Es sei denn ich habe so schlecht gegärtnert, dass die Natur massiv eingreifen muss, weil die Pflanzen nicht überlebensfähig sind.

Im Grunde lautet die Devise also, als Gärtner das Richtige zur richtigen Zeit zu tun. Dann kann ich mich zurücklehnen …

Joscha Huter: Nicht ganz. Wenn ich mich als Gärtner nur noch passiv verhalte, dann übernimmt die Natur meine Aufgabe. So kann ein Garten schnell verwahrlosen. Deshalb ist ein Gärtner immer der aktive Part, er ist stets am Ort des Geschehens. Nur wenn er sich in den Wachstumsrhythmen bewegt, kann er die Vorgänge in seinem Garten auch gut und sicher beurteilen. Natürlich kann ich mich auch mal in die Sonne legen und geniessen, mich an den Pflanzen erfreuen. Aber ich werde mich nie ganz zurückziehen, weil es ja meine Pflanzen sind. Sie sind ein Teil von mir. Deshalb ist für mich die Gartenarbeit auch keine mühsame Schufterei, wie es ein Besucher vielleicht empfinden mag. Es ist meine Aufgabe, das Leben in meinem Garten zu pflegen. Das macht Spass und ich nehme diese Verantwortung für die mir anvertrauten Pflanzen ernst.

Sie sprechen das Thema Verantwortung an. Im WALA Heilpflanzengarten ist jeder Gärtner für bestimmte Kulturen und Schützlinge verantwortlich. Was geschieht da emotional im Laufe des Wachstums? Verbindet man sich besonders mit diesen anvertrauten Pflanzen?

Joscha Huter: Aufgrund der Vielfalt in unserem Garten und dessen Grösse sind bestimmte Kulturen einzelnen Personen zugeordnet. Dahinter steckt aber noch ein anderer Gedanke: Jeder Gärtner kann sich dadurch intensiver mit „seinen“ Pflanzen verbinden, vom Säen über die Pflege bis hin zur Ernte. Als Gärtner begleite ich sie teilweise bis zur Verarbeitung. Erst dadurch entsteht ein komplettes Bild. Daraus erwächst meine Verantwortung für die Pflanze. Es entsteht ein persönliches Verhältnis, ganz unabhängig von meiner beruflichen Aufgabe. Ich möchte aus mir heraus, dass es meiner Pflanze gut geht.

Haben Sie einen Pflanzenliebling?

Joscha Huter: Zu Beginn meiner Tätigkeit bei der WALA hatte ich viele Lieblinge. Ich finde den Blauen Eisenhut faszinierend und habe mich deshalb lange mit der Indikation und mit der Heilkraft beschäftigt, die in dieser Pflanze wirkt. Hinter ihr Geheimnis bin ich allerdings nie ganz gekommen. Durch meine Tätigkeit arbeite ich oft über Jahre daran, die Kulturführung einer Heilpflanze zu verbessern – so entwickeln sich daraus dann meine Lieblingspflanzen oder Lieblingskulturen. Eines aber haben sie mich auch gelehrt: dass nicht alles gärtnerisch verbessert werden kann. Bei vielen Kulturen geben die Sämlinge, die zufällig in der Natur auf den Boden fallen, viel bessere Jungpflanzen ab als diejenigen, die wir im Gewächshaus vorgezogen haben.

Ist das der Grund, weshalb die WALA manche Heilpflanzen ganz bewusst nicht selbst anbaut?

Joscha Huter: So ist es. Manche Pflanzen wehren sich einfach gegen zu viel Pflege durch den Menschen. Arnika zum Beispiel sucht einen Widerstand, den ich ihr in einem Garten nicht bieten kann. Ähnlich ist es beim Augentrost. Er braucht Lichtverhältnisse, die nur die Natur hervorbringt. Nur am Berghang, in seiner natürlichen Umgebung, kann er den stärksten Wirkstoffgehalt generieren. Als Gärtner muss ich anerkennen, dass sich manche Pflanzen einfach nicht zähmen lassen wollen. Und dass sie gerade dadurch ihre Fähigkeiten als Heilpflanzen optimal entwickeln.

Das klingt, als hätten Pflanzen eine eigene Persönlichkeit, einen individuellen Charakter …

Joscha Huter: Das kann man durchaus so sagen. Manche Pflanzen wollen sich durchsetzen, nicht angefasst oder gar unterstützt werden. Sie brauchen ihre Freiheit. Andere möchten sich sozusagen anlehnen, ein bisschen gestreichelt werden. Als Gärtner darf ich sie aber nie romantisieren, nie als die „kleine, süsse Pflanze“ sehen. Heilpflanzen sind Persönlichkeiten, ehrfurchtgebietende Lebewesen! Denken Sie nur an eine Giftpflanze, die innerhalb von zwei Stunden den Tod bringen kann. Oder nehmen Sie den Tabak. Er ist in der Lage, dem Menschen seinen freien Willen zu rauben, ihn süchtig zu machen, sodass er rauchen „muss“. Da steckt mehr unsichtbare Kraft dahinter, als wir uns bei der ersten Begegnung vorstellen. Dieses Wissen macht den Umgang mit Heilpflanzen so ausserordentlich spannend.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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