Berberitze (Berberis vulgaris L.)
WALA Arzneimittel

Berberitze

Synonyme: Bubenstrauch, Dreidorn, Essigscharf, Kuckucksbrot, Sauerdorn, Spiessdorn, Spitzbeerlie, Zitzerlstrauch
Wissenschaftlicher Name: Berberis vulgaris L.
Familie: Berberidaceae (Berberitzengewächse)
Heimat: Asien, Kleinasien von der Türkei bis Afghanistan.
Inhaltsstoffe: Früchte: Vitamin C, Zucker, Fruchtsäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente. Wurzel: Alkaloide, z.B. Berberin.

Beschreibung

Zweimal im Jahr fallen uns die dornigen Berberitzen ins Auge: im Mai und Juni, wenn die bis zu vier Meter hohen Büsche über und über behängt sind mit den gelben, süss duftenden Blütentrauben. Dann wieder ab August bis in den Winter hinein, wenn aus den befruchteten Blüten saure, leuchtend rote Beeren gewachsen sind. Jede für sich ist recht schmal walzenförmig. Zusammengenommen bilden sie grosse rote Farbteppiche, die als letzte im Jahr am Strauch stehen bleiben, wenn alle Blätter bereits gefallen sind. Die Früchte werden beim Reifen immer saurer. Die Blütenfarbe findet sich wieder im Inneren der Pflanze: Das Holz und besonders die Wurzeln sind leuchtend gelb bis orange gefärbt. Der Strauch ist dicht mit einzelnen bis zu mehreren stehenden Dornen besetzt, die von der Genese her umgewandelte Blätter sind. Am liebsten wächst die Berberitze in Heckengemeinschaften, lichten Wäldern, an sonnigen Hügeln und Hängen. Alle Pflanzenteile, mit Ausnahme der reifen Früchte, sind wegen der enthaltenen Alkaloide schwach giftig.

Verwendung

Ein Auszug aus der Wurzelrinde hilft bei Leberstauungen und ungenügender Gallebildung, Appetitlosigkeit, Verstopfung, deren Ursache eine unzureichende Gallemenge ist, sowie bei trockenen Hauterkrankungen. Marmelade oder Saft aus den reifen Früchten regen den Appetit an. Die Homöopathie nutzt potenzierte Wurzelauszüge ergänzend bei Nierenbeckenleiden, Hämorrhoiden und rheumatischen Erkrankungen.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Gattungsname Berberis leitet sich vom arabischen Wort berberi = Muschel ab und beschreibt die Form der Blütenblätter.

Die Blüten besitzen übrigens einen erstaunlichen Trick zur Pollenverbreitung. Sobald eine Biene in die nektarreiche Blüte eintaucht und die Staubblätter berührt, klappen diese nach innen. Dabei schleudern sie ihren Pollen auf die Biene, die damit die nächste Blüte befruchtet.

In der ehemaligen österreichischen Monarchie waren ein Teezusatz aus den Früchten und saure Bonbons mit dem Namen Weinscharl beliebt. Die Bonbons sind noch heute bei der k.u.k. Hofzuckerbäckerei Demel erhältlich. Die Perser würzen mit den in Öl und Zucker gedünsteten Berberitzenfrüchten Fleisch- und Reisgerichte.

Die Berberitze ist eine traditionelle Färberpflanze. Mit der Wurzel- und Stammrinde lassen sich unbehandelte Wolle, Baumwolle und Seide leuchtendgelb färben. Nürnberger Holzspielzeug war hin und wieder mit dem Farbstoff aus der Rinde bemalt. Der aus den Früchten gepresste Saft färbt Leder, Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide ohne Beize rosenrot, mit Zinnbeize karmesinrot. Der Saft ergibt zudem eine Tinte und eine Lebensmittelfarbe. Der Wurzelsaft wird als Fluoreszenzfarbstoff in der Mikroskopie eingesetzt.

Lange Zeit pflanzten die Bauern Berberitzen-Hecken als Abgrenzung zwischen ihre Felder. Als man erkannte, dass der Sauerdorn Zwischenwirt des Schwarzrostes (Puccina gramminis) ist, einem getreideschädigenden Pilz, fielen in den 1960er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland die meisten Büsche einer Rodungsaktion zum Opfer.

Die Pflanze anders betrachtet

Blütenfarbe in Holz und Wurzel, zu Dornen geformte Blätter, mit der Reife saurer werdende Früchte: In der Berberitze scheint einiges durcheinander geraten zu sein. Doch genau das zeichnet sie als potente Heilpflanze aus. Denn für sie bedeutet eine Eigenschaft am quasi falschen Ort nicht Krankheit. Sie kommt glänzend mit diesen verschobenen Eigenarten zurecht und gedeiht prächtig. Die luftigen Blüten sind Sitz der Licht- und Seelenkräfte, des Astralischen. Wenn sich die Blütenfarbe in den erdigen Wurzeln wiederfindet, hat die Pflanze quasi Licht in die Wurzeln geschickt. Dadurch besitzt die Berberitze zwei Blüten- bzw. Lichtpole.