Holunder (Sambucus nigra L.)
WALA Arzneimittel

Holunder

Synonyme: Elderbaum, Holder, Holler, Husholder, Keilken, Kisseke, Schwarzer Holunder, Schwarzholder, Schwitztee
Wissenschaftlicher Name: Sambucus nigra L.
Familie: Caprifoliaceae (Geissblattgewächse)
Heimat: Mittel- und Südeuropa, Balkanländer, Asien, Nordafrika
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, schweisstreibende Glykoside, Flavonoide

Beschreibung

Am meisten fällt der Holunder im Mai bis Juli auf, wenn er seine weissen, schirmförmig angeordneten Blütentrugdolden ausgebreitet hat, und im Herbst, wenn seine saftigen Beeren schwarzviolett glänzend unsere Blicke anziehen. Schwer zu tragen haben dann die Äste an der Last der ziehend herabhängenden Beerenbündel, die, schwarze Spuren hinterlassend, oft auf den Grund herunterfallen. Die übrige Jahreszeit kann dieser 3 bis 7 m hoch werdende Strauch oder Baum unbeachtet untergehen im allgemeinen Grün. An seiner warzigen, unangenehm riechenden Rinde wird man ihn zu dieser Zeit noch am besten erkennen können. Auch an einem abgebrochenen Zweig kann man ihn leicht identifizieren: Das Innere ist nicht holzig, sondern von einem weichen Mark ausgefüllt.

Verwendung

Der Holunder ist ein altbewährtes Mittel bei und gegen Erkältungskrankheiten. Schon in der Steinzeit war er bekannt, besonders die Beeren sollen arzneilich verwendet worden sein. Sowohl als Schwitztee (aus den Blüten bereitet) im akuten Stadium als auch vorbeugend zur Anregung der körpereigenen Abwehrkräfte hat er sich bewährt. Saft oder Mus aus den Holunderbeeren wirkt abführend und lindert Husten als auch Erkältungskrankheiten. In der Volksmedizin wird ein Tee aus den Blüten zur Blutreinigung bei Hautunreinheiten und schlechtem Körpergeruch eingesetzt. Ausserdem soll der Tee gegen Rheuma und Gicht unterstützend wirksam sein.

Wissenswertes

Der Name Holler geht auf die alte Bezeichnung hold zurück, was soviel wie gnädig oder treu bedeutet. Eine andere Deutung des Wortes Holdo ist Geist. Die guoten Holden sind also die guten Hausgeister, der Unhold dagegen der ungeliebte Geist.

Da der Legende nach der Holunder der Wohnsitz beschützender Hausgötter ist, pflanzte man ihn sich früher häufig in die Nähe seines Hauses oder der Stallungen. Wahrscheinlich war es die Ehrfurcht vor den in ihm hausenden Göttern, die zu der Meinung führte, dass dem Fäller eines Holunders der Tod sicher wäre. Wollte man Blätter oder Blüten pflücken, bat man den Strauch erst um Erlaubnis, damit man ihn nicht verärgerte und er dadurch seine Heilkraft verlor. In Schweden erzählt man sich, dass in der Mittsommernacht der Elfenkönig mitsamt seinem Hofstaat unter dem Holunderstrauch zu erspähen sei, der auch als Tor zur Unterwelt gesehen wird.

Die verschiedenen Länder benannte ihre Holundergeister ganz unterschiedlich. In Skandinavien sah man im Holunder die Göttin Hel, in der germanischen Mythologie die Göttin Freya. Auch Frau Holle gehört zu diesen Holundergeistern. Der Schnee, der auf die Erde fiel, wenn sie die Federkissen schüttelte, sollen weisse Holunderblüten gewesen sein. Da Hel unter anderem als Totengöttin verehrt wurde, spielte der Holunder im Totenkult eine wichtige Rolle. So verwendete man das Holz des Holunders für Grabkreuze, Tote wurden auf Holunderreisig gebettet, und bei der Totenwache wurde Holundertee getrunken. In Tirol werden noch heute Holunderzweige auf Gräber gesteckt. Treiben die Zweige aus, gilt dies als Zeichen dafür, dass der Verstorbene wohlwollend ins Reich der Toten aufgenommen wurde.

Wen wundert es, das einem Baum, der so viele gute Geister beherbergen soll, grosse heilende Kräfte nachgesagt wurden? Dinge wie Kleidungsstücke oder Milchzähne wurden in seinem Schatten vergraben, um die Besitzer vor bösem Zauber und Krankheit zu schützen. Mit Zaubersprüchen wurde versucht, eine Krankheit in den Holunderstrauch überzuleiten. Oder man trug ein Stück Holunderholz an seinem Körper, um damit Krankheit von sich abzuwenden. Als gefährlich galt dagegen, eine Wiege mit Holunderzweigen zu zieren: Der Schmuck sollte ein Zeichen für die Elfen sein, dass sie das Kind mitnehmen können.

Diverse kulinarische Genüsse bergen sowohl Holunderblüten als auch -beeren. Ob Fliedersuppe und ausgebackene Holunderblüten im Frühjahr oder Holunderbeermarmelade und Holunderbeerpunsch im Herbst, diese meist selbstgemachten Delikatessen verschmäht wohl niemand. Weniger bekannt dürfte sein, dass sich aus den hohlen Stängeln des Holunders sehr einfach kleine Flöten bauen lassen.

Die Pflanze anders betrachtet

Der Holunder ist stark mit dem luftigen Element verbunden. Er schliesst die Luft quasi in seinem Inneren ein, indem seine Stängel, Luftröhren gleich, innen hohl und mit weichem Mark gefüllt sind. Durch seine Luftigkeit hat der Holunder einen Bezug zur Niere. Eine weitere Verbindung, die ihren Ausdruck in der Blütenfärbung findet, besteht zum Sulfurischen, was für gesteigerte Stoffwechselprozesse mit intensiver Wärmebildung steht. Beide Eigenarten zusammengenommen lassen den Holunder zur Heilpflanze bei Nierenerkrankungen und Erkältungen mit Schweissbildung werden.