Substanzen aus der Natur - WALA Arzneimittel
WALA Arzneimittel

Substanzen aus der Natur

Für unsere Arzneimittel verarbeiten wir natürliche Substanzen. Rund 500 sind es insgesamt. Sie stammen aus dem Reich der Mineralien, der Tiere und der Pflanzen. Gut 150 Heilpflanzen bauen wir biologisch-dynamisch in unserem eigenen Garten nach den Richtlinien des Demeter-Verbandes an. Weitere Kulturen wachsen auf dem Sonnenhof, unserem ebenfalls Demeter-zertifizierten Landwirtschaftsbetrieb, oder stammen von biologisch wirtschaftenden Partnerbetrieben sowie aus kontrollierter Wildsammlung.

Biologisch-dynamisch bewirtschaftet: unser Heilpflanzengarten

Der WALA Heilpflanzengarten

Direkt hinter dem Firmensitz unseres Mutterhauses in Bad Boll beginnt der WALA Heilpflanzengarten – eine ca. 2,5 ha grosse Oase, in der etwa 150 verschiedene Kulturen wachsen und uns für die Weiterverarbeitung zu Wirkstoffen der WALA Arzneimittel zur Verfügung stehen. Dort gewinnen unsere Gärtner eigenes Saatgut, ziehen Jungpflanzen, halten Bienen, beleben die Böden, ernten Blüten, Blätter und Wurzeln – Tag für Tag, ein ganzes Gartenjahr. Mit dieser Fürsorge sichern wir uns die hohe Qualität, die wir für die Herstellung unserer Arzneimittel brauchen.

Eine besondere Qualität

Eigenes Saatgut hat den grossen Vorteil, dass sich im Laufe der Zeit eine Art „Hofsorte“ in spezieller WALA Qualität herausbildet. Sie bringt vitale, gesunde Pflanzen hervor, die an den Standort angepasst sind. Ihre besondere Qualität zeigt sich dann bei der Verarbeitung im Pflanzenlabor. Dort werden die wässrigen, rhythmisierten Heilpflanzenauszüge hergestellt, die schliesslich in die WALA Arzneimittel einfliessen.

Unser Gärtner Bernhard Ehrmann erzählt über seine Arbeit im WALA Heilpflanzengarten.

Im Rhythmus des Gartens

Bernhard Ehrmann strahlt eine Ruhe aus, wie man sie nur von einem Gärtner erwarten kann. An seinem Arbeitsplatz ragen Bäume in den Himmel, summen Bienen um den Weissdornstrauch, laichen Frösche im Teich. Im WALA Heilpflanzengarten gibt es Flächen, die nicht einmal die Gärtner betreten. Damit sich alles entfalten kann, wie es sich entfalten möchte.

„Unser Garten“, sagt Bernhard Ehrmann, „ist ein Kreislauf. Die Pflanzen wachsen heran. Die Kollegen vom Pflanzenlabor verarbeiten sie. Was nicht in das Produkt einfliesst, kommt auf den Kompost. Und fliesst so als belebender Dünger zurück in den Boden, zurück in den Kreislauf.“

Sechs Gärtner und Gärtnerinnen bewirtschaften eine Fläche von 4,5 Hektar.

Qualitätsmerkmale des WALA Heilpflanzengartens

Die WALA braucht für die Herstellung ihrer Produkte gesunde und starke Heilpflanzen. Um diese Eigenschaften sicherzustellen, verwendet sie ihr eigenes Saatgut, achtet sorgfältig auf die Pflanzen und ihre Pflege und stärkt den Boden mit dem eigenen Kompost. All das sind wesentliche Voraussetzungen für die Qualität der WALA Arzneimittel und deren Wirkung.

Bernhard Ehrmann ist Gruppenleiter des WALA Gartens. Sechs Gärtner und Gärtnerinnen bewirtschaften eine Fläche von 5 Hektar. „Wir ziehen den grössten Teil unserer Pflanzen im eigenen Garten. Das Wenige, von dem wir nicht selber Saatgut ernten können, kaufen wir bei Saatanbietern, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten.“ Das, ergänzt Bernhard Ehrmann, seien weniger als eine Handvoll Zulieferer.

Ein Teil der Samen wächst im zeitigen Frühjahr im Gewächshaus zu zarten Pflänzchen heran. Wenn es draussen warm genug ist, setzen die Gärtner sie von Hand um. „Wann die Pflanze bereit ist für einen grösseren Topf oder das Beet, liegt zum einen im Ermessen des Gärtners, zum anderen an den Bodenverhältnissen und der Witterung.“

Jede Pflanze ist individuell

Keine Pflanze gleicht der anderen. So verträgt die eine das Umsetzen ins Beet ausgezeichnet, andere wachsen besser, wenn sie direkt aufs Beet ausgesät werden.

Im Sommer wächst die Pflanze. Sobald sie bereit ist, ernten die Kollegen aus dem Pflanzenlabor der WALA Blüten, Blätter, Wurzeln oder die ganze Pflanze – je nachdem, welcher Teil der Heilpflanze für die Herstellung eines Arzneimittels benötigt wird.

Was nicht für die Verarbeitung zum Arzneimittel verwendet wird, kommt auf den Kompost. „Unser Kompost ist eine gute Mischung aus allem, was im Garten anfällt: Äste, Gras, Pflanzen.“ Zweimal im Jahr setzen die Gärtner mit Schaufel und Gabel den Kompost um und versehen ihn mit biologisch-dynamischen Kompostpräparaten. Nach zweieinhalb Jahren ist er reif.

Das Pflanzenlabor gibt zudem die Asche der getrockneten Pflanzenpressrückstände auf den Kompost. Damit schliesst sich der Kreislauf des Gartens. Er bildet einen natürlichen Rhythmus, in dem die Gärtner arbeiten. Vielleicht ist es dieser Rhythmus, der Bernhard Ehrmann in sich ruhen lässt.

Es entsteht wertvoller Kompost

Anbau auf unserem eigenen Landwirtschaftsbetrieb

Am Ortsrand von Bad Boll liegt der Sonnenhof, ein vielseitiger Demeter-Betrieb mit Grün- und Ackerland, auf dem Futter für die Milchkühe, Getreide für die hofeigene Bäckerei, Gemüse und Heilpflanzen wachsen. Hier werden zum Beispiel Ringelblumen (Calendula), Sonnenhut (Echinacea) oder Spitzwegerich (Plantago) für die WALA Arzneimittel angebaut. Bei der Ringelblumenernte helfen WALA-Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Abteilungen mit. Denn alle lieben den Rausch der Farben.

Besuchen Sie mit uns eine Ringelblumen-Ernte auf dem Sonnenhof, unserem Demeter-Bauernhof.
Die Ernte der Riegelblumen (Calendula officinalis) startet früh am Morgen.

Erntezeit Im Rausch der Farben

Vor dem grau verhangenen Himmel taucht das orangeschimmernde Calendulafeld auf. Van Gogh hätte es nicht eindrucksvoller auf die Leinwand bringen können. Die Ernte der Calendula ist eine ganz besondere, ganzheitliche Sinneserfahrung. Das Pflücken einzelner Blüten ist eine Wertschätzung kostbarer natürlicher Rohstoffe. „Heute brauchen wir 460 Kilogramm Calendulablüten“, erklärt Bernhard Klett, Biolandwirt beim Sonnenhof, einem Tochterunternehmen der WALA Heilmittel GmbH. „In vier Stunden können wir das schaffen.“

Ernte zum Sonnenaufgang

Von Mai bis Juli, manchmal bis in den August hinein, ernten Mitarbeiter der WALA und freiwillige Helfer die Calendula, auch Ringelblume genannt. Immer dienstags und freitags pflücken sie bei Sonnenaufgang die Pflanze. „Die Pflanzen kommen gestärkt aus der Nacht hervor, sind ausgeruht und geordnet. Genau in diesem Zustand wollen wir sie nutzen“, sagt Bernhard Ehrmann, Leiter des WALA Heilpflanzengartens. Neben einigen kleineren Kunden aus der Region ist die WALA der grösste Abnehmer.

Zur Grundausstattung eines jeden Erntehelfers gehört ein vor den Bauch gebundener Eimer mit einem Fassungsvermögen von zirka zwei Kilogramm. Die Blüten müssen so vom pelzigen Stängel abgedreht werden, dass keine Reste vom Stängelgrün an der Blütenunterseite verbleiben. Erntemaschinen können so präzise nicht arbeiten, weshalb die Calendula von Hand gepflückt wird.

Die Blüten sauber abzutrennen, ist für einen Erntelaien gar nicht so einfach. Anfangs muss fast jede Blüte „nachgebessert“ und das anhängende Grün mit den Fingerspitzen abgeknipst werden. Nach etwa einer halben Stunde ist der erste Eimer gefüllt.

Bernhard Klett, Geschäftsführer des Sonnenhofs, hilft mit.

Weiterverarbeitung

An diesem Vormittag fliegt die Zeit dahin. Nach viereinhalb Stunden ist das Tagessoll erfüllt. Das Feld steht noch in voller Pracht. Das intensive Farbspiel der Blüten wird Spaziergänger noch bis zum ersten Frost erfreuen. Die Erntehelfer sitzen schon wieder auf dem Hänger, auf dem Weg zur verdienten Brotzeit auf dem Sonnenhof. Die Blüten werden derweil frisch vom Feld zur WALA Essenzenherstellung gebracht.

Die Calendula gehört zu den bekanntesten Wundheilpflanzen. Die Inhaltsstoffe des Korbblütlers sind unter anderem ätherisches Öl, Saponine, Carotinoide, Bitterstoffe und Flavonoide. Calendula ist in einigen WALA Arzneimitteln zu finden, die bei entzündeten Wunden und bei der Wundheilung angewendet werden. Beim WALA Echinacea Mund- und Rachenspray unterstützt die Calendula beispielsweise die Heilung der gereizten Schleimhäute.

Pflanzen aus kontrollierter Wildsammlung

Manche Pflanzen gedeihen in ihrem eigentlichen Lebensraum besser als in der Obhut von Gärtnern. Der Augentrost zum Beispiel braucht entbehrungsreiche Gebirgslagen, um seine optimale Heilkraft zu entwickeln. Deshalb beauftragen wir einen autorisierten Wildsammler, der für uns in den Südvogesen auf 1.200 Metern Augentrost erntet. Er tut dies mit Bedacht, um den Bestand der kleinen Heilpflanze nicht zu gefährden.

Begleiten Sie unseren Wildsammler bei der Augentrost-Ernte.

Wild gesammelt: Augentrost

Ein kleines weisses Blümchen namens Augentrost ist für uns eine der wichtigsten Heilpflanzen zur Arzneimittelherstellung. Ein erfahrener Wildsammler erntet sie hoch oben in den Vogesen. Dort, auf kargem Boden und in der rauen Umgebung der Bergwelt, entwickelt die Pflanze ihren höchsten Wirkstoffgehalt.

Er kennt die besten Plätze

Umgeben von Magerrasen führt ein steiniger Pfad den Berg empor. Der Ernteplatz liegt in den französischen Südvogesen, etwa 45 Kilometer südwestlich von Colmar. Seit über 37 Jahren sammelt Friedrich Reyeg (64) Wildpflanzen für uns. Heute stehen 20 Kilogramm Augentrost für den WALA Essenzenbetrieb auf dem Programm. Benötigt wird „planta tota“, also die ganze Pflanze inklusive Wurzel. „Mittlerweile habe ich Routine“, erzählt der Wildsammler. „Ich kenne die besten Plätze und zur Not auch Ausweichmöglichkeiten.“ Manch gute Sammelstelle sei ihm leider über die Jahre verloren gegangen. Zum Beispiel, weil die Fläche mittlerweile zu stark beweidet sei. Oder weil andere Unternehmen nun ebenfalls dort ernteten.

Friedrich Reyeg liebt seine Arbeit und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

Nur makellose Pflanzen für den Korb

Reyeg ist ein ruhiger, gewissenhafter Mann. Mit geübter Handbewegung zupft er ein Augentrost-Pflänzchen aus dem Magerrasen. „Wir ernten nur ausgewachsene Pflanzen“, erklärt der Wildsammler und dreht das Pflänzchen vorsichtig zwischen den Fingern. Der optische Check erfolgt sofort an Ort und Stelle: Hat die Pflanze eine Pilzerkrankung? Welke Blätter? Nur, wenn sie makellos ist, darf sie in den grünen Erntekorb. Volle Körbe bringt Reyeg in den Schatten, besprüht die Pflanzen mit Quellwasser und deckt sie mit weissen Tüchern zu, damit sie frisch bleiben.

Augentrost ist eine krautige Pflanze, die auf Magerwiesen wächst.

Wildsammlung mit Genehmigung

Die Wiesen, auf denen Reyeg erntet, gehören zumeist den dortigen Gemeinden. Die Naturamus GmbH, unser Tochterunternehmen für den Rohstoffeinkauf, handelt mit den örtlichen Behörden eine Genehmigung aus. Andere Plätze sind das Eigentum ansässiger Bauern. „Die freuen sich, wenn wir zum Ernten kommen“, erklärt der Wildsammler schmunzelnd. „In Österreich nennt man den Augentrost auch ,Milchdieb‘, weil das Vieh weniger Milch gibt, wenn es zu viel davon frisst.“ Um die Bestände zu schonen, erntet Reyeg eine Stelle nie kahl. Das ist ihm ganz wichtig. Und er lässt den Plätzen Zeit, sich zu erholen. „Auch sie brauchen Pausen“, erklärt er.

In den Vogesen, einem Mittelgebirge in Ostfrankreich, liegt der Augentrost-Sammelplatz.
„Planta tota“ lautet der pharmazeutische Fachbegriff für die Verarbeitung der ganzen Pflanze, von der Blüte bis zur Wurzel.

Im Rhythmus der Pflanzen

Wenn die benötigte Erntemenge erreicht ist, wird Friedrich Reyeg mit seinem Erntegut nach Hause fahren. Dort breitet er die Pflanzen auf selbstgebauten, mit Seide bespannten Rahmen aus und entfernt Grashalme sowie andere Fremdkörper. Am nächsten Morgen liefert er den Augentrost bereits um 7 Uhr beim WALA Essenzenbetrieb zur Weiterverarbeitung ab. Ob er ans Aufhören denkt? Friedrich Reyeg schüttelt den Kopf. „Der Jahresrhythmus der Pflanzen, die Natur, der Sonnenaufgang während der Ernte – das alles würde mir doch sehr fehlen. Ich mache weiter, so lange ich körperlich noch fit bin.“

Biologische Partnerschaften weltweit

Die WALA unterstützt ganz gezielt biologische Anbauprojekte in anderen Ländern und verbindet den Bezug hochwertiger Rohstoffe mit fairem Handel. In Afghanistan zum Beispiel bietet sie in Kooperation mit der Welthungerhilfe rund 700 Rosen-Bauern eine Alternative zum Opiumanbau. Weitere Rosengärten liegen in der Türkei und im Hochland von Äthiopien. Hier hat die WALA die Stecklinge gespendet und den biologischen Anbau mit erfahrenen Beratern begleitet. Das kostbare Rosenöl wird nicht nur für die Dr. Hauschka Kosmetik verarbeitet, sondern ist auch Wirksubstanz in den WALA Euphrasia Einzeldosis-Augentropfen. Möchten Sie das Reich der Blumenkönigin kennen lernen? Unser Artikel nimmt Sie mit nach Äthiopien.

Kommen Sie mit uns nach Äthiopien in das Reich der Blumenkönigin.

Im Reich der Blumenkönigin

Bei ätherischem Rosenöl denkt man zunächst an die Türkei, an Bulgarien oder den Iran – aber an Äthiopien? Dabei ist das Hochland von Äthiopien nicht nur berühmt für seinen Kaffee. Es eignet sich auch bestens für den Anbau der Duftrose „Rosa damascena“, aus deren Blüten das äusserst kostbare ätherische Rosenöl gewonnen wird.

Im Jahr 2005 hat der Äthiopier Fekade Lakew auf sechs Hektar Land mithilfe der WALA Heilmittel GmbH begonnen, Damaszenerrosen nach den Prinzipien des biologisch-dynamischen Landbaus anzubauen. Die Rosenfarm der Firma Terra PLC liegt auf 2.900 Metern Höhe, etwa 125 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abeba, in Debre Birhan. Begonnen hat alles 2002, zunächst mit dem Anbau von Gemüse. Es folgte eine kurze Phase mit Schnittrosen. Da diese jedoch die späten Fröste des äthiopischen Hochlands nicht vertrugen, verlegte sich Fekade Lakew auf die Damaszenerrose. Der Kontakt zur WALA war schnell hergestellt, die wiederum von dem Projekt begeistert war. „Wir hatten schon länger überlegt, den Rosenanbau in der Nähe des Äquators zu versuchen“, sagt Ralf Kunert, Geschäftsführer der naturamus GmbH. Die eigenständige Tochtergesellschaft der WALA beschafft weltweit Roh- und Ausgangsstoffe für WALA Arzneimittel und Dr. Hauschka Kosmetik. Ralf Kunert weiss: „Je näher eine Pflanze am Äquator wächst, desto länger ist ihre Blühdauer.“ Während in den bekannten Rosenanbauländern wie Bulgarien, Türkei oder Iran die Rosen für vier Wochen blühen und in dieser Zeit auch geerntet werden müssen, dauert die Blütezeit in Debre Birhan acht Wochen. „Ein Riesenvorteil“, erklärt Ralf Kunert, „weil man für die Ernte derselben Menge Rosenblüten doppelt so viel Zeit hat.“ Das heisst, die Menschen stehen weniger unter Druck, man braucht weniger Pflücker und kann diese dafür länger oder sogar dauerhaft beschäftigen. Die Qualität der Rosen kann beim Pflücken zudem besser überwacht werden und die Destille ist gleichmässig ausgelastet. Die Rosen aus dem äthiopischen Hochland haben aber noch weitere Pluspunkte: Sie sind mit vier Gramm pro Blüte fast doppelt so schwer wie die Rosenblüten aus anderen Anbauländern.

Fleissige Hände ernten die Blüten der Damaszener Rosen.
Aus den frisch geernteten Blüten der Damaszener Rosen wird das ätherische Rosenöl gewonnen.

Soziale Verantwortung

Als Anschub für das Projekt hatte die WALA Rosenstecklinge gespendet. Mittlerweile sind daraus stattliche Sträucher geworden. Damit die Pflanzen von Anfang an die richtige Pflege erhielten und optimale Startbedingungen hatten, stellte die WALA Fekade Lakew und seinen Mitarbeitern einen Berater für biologisch-dynamischen Landbau zur Seite. Mehrmals im Jahr kommt er auf die Farm, schult und berät die Menschen hinsichtlich des richtigen Rosenanbaus. Die WALA hat generell hohe Ansprüche an die von ihr verarbeiteten Rohstoffe. Um sicherzustellen, dass sie erfüllt werden, hat auf Fekade Lakews Farm 2012 das erste Zertifizierungsaudit stattgefunden – nach Demeter-Richtlinien und nach den Massgaben von „fair for life“, einem Fair-Trade-Standard. Ebenfalls ganz neu ist eine moderne Destille. Das Geld dafür kommt von der WALA und – im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) – von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH. Ein bulgarischer Experte, den die WALA vermittelt hatte, leitete den Bau der Destille vor Ort in Äthiopien. „Wir wollen das nötige Wissen im Land und bei unseren Projektpartnern aufbauen“, erläutert Ralf Kunert. „Das ist uns wichtig. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto der WALA.“

Faire Partnerschaft

Fekade Lakews ätherisches Rosenöl ist das erste seiner Art, das in Demeter-Qualität aus Afrika kommt. Etwa ein Hektar Anbaufläche und vier Tonnen Rosenblüten sind zur Gewinnung eines Kilogramm Öls nötig. Rosenöl findet in fast allen Dr. Hauschka Produkten und auch in WALA Arzneimitteln Verwendung. Die WALA hat sich über einen Zeitraum von zehn Jahren verpflichtet, alles Rosenöl abzunehmen, das auf der Farm produziert wird. „Danach sollen es maximal 60 bis 70 Prozent sein“, sagt Ralf Kunert. „Wir wollen nicht, dass ein Vertragspartner von uns abhängig ist. Er soll mehrere Abnehmer finden und dann auf eigenen Beinen stehen können.“

Weitere 14 Hektar Land hat Fekade Lakew inzwischen im zehn Kilometer entfernten Angolela dazu gepachtet. Dort wachsen bereits viele Rosensträucher und es sollen noch mehr werden, wenn Bauern aus der Umgebung dem Beispiel von Fekade Lakew folgen. Im Nachbardorf gibt es schon Interessenten. Wenn alles gut geht, werden auch sie bald Rosen anbauen und in der erweiterten Destille von Terra PLC ätherisches Rosenöl herstellen lassen. So wächst der Rosenanbau in Äthiopien und die wirtschaftliche und soziale Situation der Menschen kann sich langsam, aber stetig verbessern.

Die Rosenplantagen kommen den Menschen in der Region sehr zugute. Wir haben uns über einen Zeitraum von zehn Jahren verpflichtet, alles Rosenöl abzunehmen, das bei unserem Anbaupartner produziert wird.

Andere Rohstoffe, wie zum Beispiel kaltgepresstes Rizinusöl, gäbe es in Bioqualität ohne unser Engagement nicht. Über eine Nichtregierungsorganisation haben wir Kontakt zu indischen Bauern aufgenommen, durch unsere fairen Preise eine Bio-Zertifizierung möglich gemacht und auch eine indische Ölmühle in die Verarbeitungslinie einbezogen.

Lernen Sie unsere Anbaupartner für Rizinus in Indien kennen.

Bio-Rizinus aus Indien

Als die WALA diesen Rohstoff auf biozertifizierte Qualität umstellen wollte, stellte sie fest, dass weltweit nirgendwo Rizinusöl in dieser Qualität zu erhalten war. Das lässt sich ändern, sagte sich 2005 die WALA Rohstoffeinkäuferin Christine Ellinger und aktivierte ihre indischen Kontakte zu ökologisch wirtschaftenden Bauern und zur regierungsunabhängigen Organisation Satvik.

Bereits 1995 gründeten motivierte ökologisch orientierte indische Bauern die Nichtregierungsorganisation Satvik. Ihr Ziel war, den ökologisch angepassten, so genannten Regenfeldbau in der trockenen nordindischen Region Kutch zu fördern. Als dort 2001 nach einem starken Erdbeben mindestens 20.000 Menschen das Leben verloren und sehr viele Überlebende ihre Existenzgrundlage, wurde es umso wichtiger, auf eine Anbaumethode umzusteigen, die wenig Kosten verursacht und gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit erhält oder sogar steigert. Satviks vermehrter Einsatz war gefragt.

Erstmals biozertifiziertes Rizinusöl

Da kam Christine Ellinger, studierte Ökotrophologin und Agrarwissenschaftlerin, 2005 mit ihrer Frage nach Bio-Rizinus bei Satvik genau zur richtigen Zeit. Die Bauern produzierten damals zwar bereits nach ökologischen Kriterien, waren jedoch nicht offiziell biozertifiziert. Mittels finanzieller Unterstützung der Beratertätigkeit von Satvik und mit ihrer langjährigen Erfahrung konnte die WALA dazu beitragen, die gesamte Anbau- und Verarbeitungskette für Rizinus durch IMO (Institut für Marktökologie) biozertifizieren zu lassen. Diese unabhängige Kontrollorganisation untersucht Produkte, Landwirtschaft, Verarbeitung, Import und Handel nach ökologischen Gesichtspunkten gemäss der EG-Öko-Verordnung. So begann 2005 eine langjährige Partnerschaft, bei der letztendlich als Weltpremiere biozertifiziertes Rizinusöl herauskam.

Mein Traum ist, nur noch Rizinusamen aus Bioanbau zu verarbeiten

Seit 2005 steht Nanalal Satra, Eigentümer und Geschäftsführer der Castor Products Company in Nandgam (Kutch), in Kontakt mit der WALA. Angeregt durch Christine Ellingers Anfrage und vermittelt durch Satvik stellt er seit 2007 in seiner Ölpresse kaltgepresstes Rizinusöl aus den biologisch angebauten Samen her, die er den biozertifizierten Bauern der Region abkauft – für einen um 15 bis 18 Prozent höheren Preis im Vergleich zu konventionellen Rizinussamen. Begeistert von der biologischen Produktionsweise, baute er im Jahr 2009 eine weitere, von IMO zertifizierte Produktionslinie auf, über die er ausschliesslich Rizinusöl in biozertifizierter Qualität herstellt. Den Mehrerlös aus dem Verkauf dieses Bio-Rizinusöls nutzt Nanalal Satra, um Sozialräume für seine Arbeiter einzurichten, um die Bauern bei der Umstellung auf Bio-Anbau sowie bei der Zertifizierung zu unterstützen und um den Bauern das Kochen mit Biogas zu ermöglichen. Bereits 50 Bauern finanzierte er Biogasanlagen, mit denen eine Familie mit einer Kuh alle Mahlzeiten zubereiten kann. In der trockenen, baumarmen Region Kutch ist das ein Segen.

Finanzielle Unabhängigkeit als grosses Ziel

Inzwischen sind die landwirtschaftlichen Flächen von gut 140 Familien biozertifiziert. Sie erzeugen auf etwa 1.175 Hektar Land rund 277 Tonnen Rizinussamen und sichern sich dadurch ein festes Zusatzeinkommen. Nanalal Satras Ölproduktion von 60 Tonnen im Jahr überschreitet heute bei weitem den Bedarf der WALA, sodass er mittlerweile mit mehreren Handelspartnern zusammenarbeitet. „Das ist ganz in unserem Sinne“, sagt Christine Ellinger. Es gehe schliesslich darum, in einer strukturell benachteiligten Region Produktionszweige so anzuregen und zu unterstützen, dass sie stabil und aus sich selbst heraus bestehen können und den Menschen vor Ort zu finanzieller Unabhängigkeit verhelfen. Und zu besseren sozialen Bedingungen. Denn neben der wirtschaftlichen Beratung laufen Gesundheits- und Ausbildungsprogramme der Nichtregierungsorganisation. Auch Christine Ellinger achtet bei ihren Besuchen auf soziale Aspekte. Bei ihrem letzten Besuch zeigte Nanalal Satra stolz die verbesserten Sozialräume für seine Mitarbeiter. Christine Ellinger freut sich sichtlich: Begegnungen verschiedener Kulturen tragen vielseitig Früchte.