Lärche
Synonyme: Europäische Lärche
Wissenschaftlicher Name: Larix decidua Mill.
Familie: Pinaceae (Kieferngewächse)
Heimat: Sudeten, Karpaten und Alpen bis 2300 Meter Höhe.
Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Harzsäuren.
Beschreibung
Spätestens im Herbst und Winter lässt sich die Lärche leicht von den anderen Nadelbäumen unterscheiden. Für ihre Verwandten untypisch wirft dieser elegante Baum zum Winter hin seine Nadeln ab, nachdem sie leuchtend gelb geworden sind. Ein vertrautes Bild bei einem Winterspaziergang im Wald sind die vielen Lärchennadeln und abgestorbenen Lärchenäste auf dem Waldboden, die unverkennbar von kleinen Verdickungen übersät sind: den Wuchsstellen der Nadeln. Im folgenden Frühling treibt die bis zu 50 Meter hoch wachsende Lärche neue, kräftig hellgrüne Nadeln, die ganz weich in pinseligen Büscheln entlang der Äste wachsen und nie so hart werden wie die ihrer Nadelbaum-Geschwister. Die zwischen März und Mai sich entwickelnden Blüten sind getrennt nach Geschlechtern, befinden sich aber auf einem Baum. Die männlichen, etwa ein Zentimeter langen Blüten hängen hellgelb und kugelig von den Ästen. Die weiblichen, rosa bis dunkelrot gefärbten Blüten wachsen nach der Befruchtung zu aufrecht an den Ästen stehenden Zapfen heran, die etwa drei Zentimeter gross werden. Im folgenden Jahr reifen in den Zapfen die geflügelten Samen. Sind sie ausgeflogen, bleiben die Zapfen am Baum hängen und fallen erst nach etwa zehn Jahren zusammen mit dem Zweig zu Boden. In ihrer Standortwahl kommt die Lärche hoch hinaus und sucht sich lichte Plätze, an denen sie sich unbeschattet entfalten kann. Als Baum der Hochgebirge übersteht sie extreme Temperaturschwankungen zwischen minus 40 Grad Celsius und ausgeprägter Sommerhitze. Ihre Ansprüche an den Boden und die Wasserversorgung sind bescheiden. Mit kräftigen, bis zu vier Meter in den Boden wachsenden Wurzeln findet sie in den Tiefen Wasser und verankert sich sturmfest.
Verwendung
In der Medizin kommt vor allem das aromatische Lärchenharz zur Anwendung, das natürlich aus dem Baumstamm austritt. Das Harz ist zudem Quelle des Lärchenterpentins, das entzündungshemmend wirkt. Es findet Einsatz bei rheumatischen Beschwerden, Furunkeln, Abszessen und Entzündungen der Atemwege. Die Anthroposophische Medizin setzt Lärchenharz bei degenerativen Prozessen und Ermüdungserscheinungen der Augen ein.
Wissenswertes
Die Römer lernten die Lärche erst vor etwa 2000 Jahren kennen und bezeichneten sie als „Larix“ - einem Wort der gallischen Alpenbevölkerung. Der wissenschaftliche Namenszusatz decidua stammt von lateinisch deciduus = abfallend und beschreibt die aussergewöhnliche Eigenschaft der Lärche, die Nadeln im Herbst abzuwerfen.
So luftig die Nadeln der Lärche auch anmuten, das Holz ist im Gegensatz dazu schwer, sehr harzhaltig und dadurch äusserst witterungsbeständig. Ausgebohrte Lärchenholzstämme dienten früher als Wasserleitungen an Brunnenanlagen. Und zu Schindeln geschnitten deckte das Holz mit langer Haltbarkeit zuverlässig die Dächer. Das beständige Lärchenholz eignet sich beispielsweise für Eisenbahnschwellen, Zaunpfähle, Fensterrahmen, Treppenstufen und Fussböden. Venedig ist auf Lärchenpfählen gebaut. In Zermatt soll ein aus Lärchenholz gebautes Haus tausend Jahre lang gehalten haben.
Lärchenharz war bereits in der Antike sehr begehrt als Quelle des so genannten Venezianischen Terpentins. Noch heute nutzt die Industrie dieses Harz zur Herstellung von Lacken und Klebstoffen für Glas und Porzellan.
Manche Pflanzen, zum Beispiel die Manna-Esche (Fraxinus ornus) oder die Eichenmanna-Arten Quercus vallonea und Quercus persica, scheiden eine Flüssigkeit aus, die zu 80 Prozent aus dem Zuckeralkohol Mannit besteht, der unter anderem als Zuckeraustauschstoff Verwendung findet. Dieser als Manna bezeichnete Pflanzensaft findet sich auch bei der Lärche. Ihre Nadeln geben das so genannte Manna von Briançon ab, das abführend wirkt. Das biblische Manna war übrigens höchstwahrscheinlich kein solcher Pflanzensaft, sondern entweder das Sekret von Schildläusen oder die essbare Mannaflechte (Lecanora esculenta).
Einige Pilze leben in Symbiose mit der Lärche, zum Beispiel der essbare und schmackhafte Goldröhrling. Gegen pathogene oder holzzersetzende Pilze ist die Lärche indes resistent.
Seit dem Altertum galt die Lärche als heiliger, schützender Baum. So zieren in manchen Gegenden Deutschlands Lärchenzweige die Türen und Fenster, die so genannten Hexenrüttel, die vor bösen Geistern und Blitzschlag schützen sollen. Südslawen hängen ihren Kindern ein Stück Lärchenrinde um den Hals, um den bösen Blick abzuwehren. Den guten Waldfeen, so sagt man, behagen die Lärche ebenfalls gut. Sie sollen sich gerne in den lichten Lärchenhainen aufhalten und irregelaufenen Wanderern wieder auf den rechten Weg verhelfen.
Die Pflanze anders betrachtet
Ein Lärchenhain ist für Nadelbäume ungewöhnlich stark durchlichtet und darin dem Wesen der Birke verwandt. Die Sonnenkraft verwendet dieser aufrechte Baum hauptsächlich für das Wachstum des Stammes und für die Bildung ätherischer Öle und Harze, die die extreme Beständigkeit des Holzes ausmachen. Lärchenharz hat damit einerseits eine verhärtete Seite, andererseits etwas Sonnenhaftes. Der Aufrichtigkeit des Baumes sind die Äste entgegengesetzt, die spiralig kreisend aus der Senkrechte des Stammes wachsen. Sie verlebendigen mit ihrer Bewegung das Erstarrte des Holzes und bedingen die wärmende Komponente des Lärchenharzes. Sonnenhaft, verhärtet und doch durchwärmt vereint das Lärchenharz Eigenschaften, die in der Therapie von Augenleiden zum Einsatz kommen, bei Krankheiten, die durch Verhärtungen und Ablagerungen geprägt sind sowie bei Erkrankungen aufgrund von Auskühlung, beispielsweise Bronchitis.