Zwiebel (Allium cepa L.)
WALA Arzneimittel
Zwiebel - Allium cepa L.

Zwiebel

Synonyme: Bolle, Fölle, Küchenzwiebel, Oje, Öllisch, Önnen, Speisezwiebel, Ullig, Zippel, Zwabl, Zwiewel
Wissenschaftlicher Name: Allium cepa L.
Familie: Alliaceae (Zwiebelgewächse)
Heimat: Steppengebiete des west- und mittelasiatischen Raumes, wahrscheinlich aus Afghanistan.
Inhaltsstoffe: Alliin, Allicin, Polysulfide, Propanthialoxid, Vitamine, Flavonoide in der Zwiebelschale.

Beschreibung

Selbstverständlich greifen wir beim Kochen sehr häufig zu einer Zutat, die in ihrer Schlichtheit ganz vergessen lässt, dass sie das Potential zum Wachsen und Blühen hat. Dass sie zugleich Heilpflanze ist, vermutet kaum jemand. Die Küchenzwiebel liegt vielmehr unbemerkt mit ihrer trockenen, ursprünglich braunen, bei gezüchteten Sorten weissen oder roten Aussenschale in jedem Haushalt, manchmal vergessen, sodass sie Zeit hat, grüne Spitzen zu treiben. Mit ausgewachsenen, röhrenartigen Blättern geniessen wir sie als Frühlingszwiebel. Gepflanzte Zwiebeln treiben im zweiten Jahr in der Zeit von Juni bis August einen kugelförmigen Blütenkopf aus zahlreichen kleinen grünlich-weissen Blütchen, der auf etwa 50 bis 120 Zentimeter hohen Stängeln schwebt. Die vielen Schalen der Küchenzwiebel sind übrigens zu Speicherorganen umgewandelte Blätter. Nur der unterste Punkt, die Zwiebelscheibe, aus der die Wurzeln wachsen, ist noch ein Stückchen Stängel. Beim Austrieb wachsen die Schalenspitzen und ändern über der Erde ihre Gestalt.

Verwendung

Frische Zwiebeln schmecken nicht nur im Essen gut. Die schwefelhaltigen Inhaltsstoffe wirken antimikrobiell, antiviral und stärken das Immunsystem. Sie schützen vor Ablagerungen in den Gefässen und beschleunigen das Auflösen von Blutgerinnseln.

Zwiebeln sind sekretionsanregend, verdauungsfördernd, appetitanregend und wundheilend. Sie beugen gegen Grippe, Schnupfen sowie Halsentzündung vor und lindern Husten. Die Homöopathie setzt potenzierte Zwiebel bei Ohrenschmerzen, zahlreichen Erkältungs­symptomen, bei Asthma und Altersbronchitis ein. Zudem hilft sie bei Rheuma. Probate Hausmittel gegen Erkältungen und Husten sind rohe gehackte Zwiebeln mit Honig, löffelweise eingenommen, sowie ein Zwiebelsirup, den man aus gehackten Zwiebeln und Zucker köchelt. Wickel und Packungen mit rohen gehackten Zwiebeln helfen bei fast allen entzündlichen Erkrankungen: bei Stirn- und Nasennebenhöhlen-Entzündungen, Abszessen, Furunkeln, Mandel- und Lungenentzündungen sowie bei Ohrenschmerzen. Bei Insektenstichen hilft die Auflage einer halbierten frischen Zwiebel.

Wissenswertes

Die Herkunft des wissenschaftlichen Namens Allium ist nicht geklärt. Vermutlich stammt der Begriff aus der Sprache der süditalienischen Ureinwohner, der Messapier, von der jedoch nur noch geringe Spuren erhalten sind. Der wissenschaftliche Zusatz cepa stammt von dem lateinischen cepe = Zwiebel. Aus diesem Wort leitet sich der Begriff Zwiebel ab.

In ihrer asiatischen Heimat ist die Zwiebel seit mehr als 5000 Jahren als Heil-, Gewürz- und Gemüsepflanze nachweisbar. Bereits im frühen Neolithikum gelangte die Zwiebel nach China und Indien, wo sie als kraftvoller Schutz gegen Seuchen galt. In China ist die Zwiebel Synonym für Klugheit. Hebammen berühren dort mit einer Zwiebel den Kopf des Neugeborenen, damit es geistreich wird.

Die Ägypter opferten die Zwiebel den Göttern, versorgten damit die Arbeiter beim Pyramidenbau und legten sie den Verstorbenen als Wegzehrung ins Jenseits bei. Man ging davon aus, dass das Wachstum der Zwiebel in Beziehung zu den Mondphasen steht. Die Priester weihten sie der Göttin Isis, der Herrscherin über die Zyklen des Mondes und der Frau sowie Hüterin des Lebenswassers. Man sagte ihr zudem eine aphrodisierende Wirkung nach, das altägyptische Wort für Hoden ist dasselbe wie für Zwiebel.

In der nordamerikanischen Steppe ernteten Ureinwohner wild wachsende Zwiebeln als Gemüse und nutzen sie als Heilpflanze. Chicago heisst übersetzt Ort der Wildzwiebel.

Die Römer brachten die Zwiebel vermutlich aus dem asiatischen Raum mit nach Europa und verbreiteten sie bei ihren Landzügen. Bei ihnen galt dieses Gemüse allerdings als Arme-Leute-Essen und war in höheren Kreisen wegen des Geruches verpönt. Dennoch wurde die Zwiebel zu einem der häufigsten Gemüsearten in Europa. Die Holländer begannen im 15. Jahrhundert, vielfältige Sorten zu züchten, die sich in Form, Farbe und Geschmack unterscheiden.

Um die Zwiebel ranken sich eine Vielzahl von Sagen und Volksglauben. Man schrieb ihr die Fähigkeit zu, Gifte, Unheil und dunkle Mächte an sich zu binden und so von den Menschen abzuhalten. In ganz Europa gab es deshalb Brauchtümer, die Zwiebel zum Schutz in Häusern, Ställen und über Krankenlager zu hängen oder als Amulett zu tragen. Sie sollte vor Erkrankung, Dämonen oder neidvollen Blicken schützen.

Mit der Zwiebel versuchte man auch, die Zukunft vorauszusagen. Zwölf in der Christ- oder Silvesternacht aufgestellte, mit Salz bestreute Zwiebelschalen ergaben den Zwiebelkalender. Jede Schale stand für einen Monat. Daran, wie viel Wasser sich am folgenden Tag in den Schalen gesammelt hatte, las man ab, wie niederschlagsreich der betreffende Monat würde.

Heiratswillige junge Frauen stellten zwischen Weihnachten und Dreikönigstag für jeden Jüngling, der für sie in Betracht kam, eine Zwiebel in die Stube. Trieb eine aus, würde in dem Jahr ihre Hochzeit stattfinden.

Dass uns die Zwiebel beim Schneiden zum Weinen bringt, liegt an Propanthialoxid. Diese Schwefelverbindung spaltet ein Enzym in der Zellwand ab, sobald die Zwiebel verletzt wird. Dieser raffinierte Mechanismus schützt die Zwiebel in der Natur effektiv vor Fressfeinden.

Für Fleischköche ist die Zwiebel nicht nur als Gewürz interessant. Zähes Fleisch über Nacht in eine Mischung aus Zwiebelsaft und Olivenöl eingelegt, wird wunderbar weich.

Die Pflanze anders betrachtet

Zwiebeln treiben im ersten Jahr aus ihren Schalen einen Schopf aus luftumschliessenden Röhrenblättern, mit denen sie das Sonnenlicht sammelt und in der Zwiebel speichert. Mit dieser gebündelten Kraft entwickelt sie im zweiten Jahr einen kugeligen Blütenkopf mit unscheinbaren Blütchen, der auf einem geraden Stängel weit in die luftige Höhe wächst. Es baut sich dadurch eine Polarität auf zwischen der erdverbundenen, kühlen, wässrigen Zwiebel und der luftigen, dem Licht zugewandten Blüte. Die wenig auffälligen Einzelblütchen haben in den Schwefelverbindungen, die die ganze Zwiebelpflanze durchziehen, eine Begleitung. Diese feurigen, Licht und Wärme tragenden Verbindungen gehören ihrem Wesen nach in den Blütenbereich. Allerdings verwandeln und verlagern sie die Blüteneigenart weg vom Luftigen der Blüte in das Flüssig-Irdische der Wurzel. Diese sulfurische Seite verbindet die Gegensätze der Zwiebel. Sie regt die Stoffwechselprozesse, die Verdauung und den Gallefluss im Menschen an und harmonisiert die Lebensprozesse. Wässrige Stauungen kommen wieder in Fluss, gleichsam als Bild für die im zweiten Jahr aus der gestauten Zwiebel schiessende Blüte. Entzündungen schwellen ab.