Und dann nehme ich noch ...
WALA Arzneimittel

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Heilpflanzen, WALA Heilmittel GmbH
Fotograf Picworx Media

Und dann nehme ich noch ...

Eukalyptus, Ingwer oder Chinarinde – manche Ausgangssubstanzen wachsen nicht auf der Schwäbischen Alb. Trotzdem brauchen wir sie für die Herstellung unserer Arzneimittel – möglichst in Bioqualität und aus fairem Handel. Ralf Kunert, verantwortlich für den Rohstoffeinkauf, über ungewöhnliche Einkaufslisten, faszinierende Begegnungen und langfristige Partnerschaften auf der ganzen Welt.

Kann einkaufen die Welt verändern, Herr Kunert?

«Ja. Im kleinen wie im grossen Stil. Jeder von uns entscheidet beim täglichen Einkauf, welchen Produkten er den Vorrang gibt. Genauso geht es einem Unternehmen wie der WALA. Wir kaufen unsere Ausgangssubstanzen nach Möglichkeit aus biologisch-dynamischem bzw. biologischem Anbau. Wenn es diese Qualität nicht gibt, dann unterstützen wir Erzeuger vor Ort bei der Umstellung auf Bioanbau. Wir organisieren eine Anbauberatung und wir vereinbaren feste Abnahmemengen und faire Preise. Das hat schon so manches Mal geklappt: beim Rizinusöl in Indien zum Beispiel. Das gäbe es ohne unser Engagement nicht in Bioqualität.»

Dann sind Sie wahrscheinlich ständig unterwegs?

«Ich komme meist auf zwei grosse Reisen pro Jahr, den Rest der Zeit bin ich am Fusse der Schwäbischen Alb. Denn zum einen wartet auf mich als Geschäftsführer jede Menge Büroarbeit. Zum anderen bin ich ja nicht allein. Bei der Naturamus, so heisst die für den Einkauf zuständige Tochterfirma der WALA, arbeiten 15 Einkäuferinnen und Einkäufer. Mein Team reist deutlich mehr als ich, weil wir versuchen, alle wichtigen Partner einmal im Jahr zu besuchen.»

«Bei der Naturamus arbeiten Lebensmitteltechnologen, Chemiker und Kaufleute eng zusammen. Ich selbst bin übrigens Agraringenieur.»

Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?

«Dass ich jeden Tag etwas Neues lerne. Wir kaufen für die WALA 1.000 verschiedene Substanzen ein. Da bekommen wir Einblicke in unglaublich viele Bereiche. Wenn ich mich zum Beispiel nach Wollwachs umschaue, bin ich ganz schnell mittendrin im Wollgeschäft. Am nächsten Tag sind es Zollnummern oder die Frage, wie sich unsere Rohglobuli aus Biozucker herstellen lassen. Ich bin von Natur aus neugierig, das ist eine wichtige Voraussetzung. Und ich liebe die Begegnung mit ganz unterschiedlichen Menschen.»

Sind Begegnungen ein wichtiges Kapital?

«Vielleicht sogar das wichtigste. Nach Rudolf Steiner ist Wirtschaften etwas Soziales, das nur von Mensch zu Mensch funktioniert. Die Welt mit den Augen des anderen zu sehen, das ist für mich die Grundvoraussetzung jeglichen Wirtschaftens. Ein Beispiel: Unser Anbaupartner in Indien produziert nicht nur das für uns so interessante Rizinusöl, sondern auch Mangokerne, aus denen wir Mangobutter herstellen, und Mangomus, das nebenbei anfällt.

Erst wenn ich die Perspektive wechsele, sehe ich ausser Rizinusöl auch das Mangomus, das auf Käufer wartet. Wir haben einen Teil übernommen und den WALA Mitarbeitern angeboten. Schnell war es weg. Bei anderen Partnern vermitteln wir Kredite oder unterstützen den Aufbau eines neuen Wirtschaftszweiges. Wenn unsere Handelspartner unabhängig bleiben oder werden – dann finden Begegnungen auf Augenhöhe statt. Daran sind wir interessiert.»

«Es sind Begegnungen mit Menschen, die mir Freude machen. Weil man immer etwas lernen kann, neue Sichtweisen gewinnt.»

Sind manche Substanzen schwer zu beschaffen?

«Es gibt tatsächlich einige Ausgangssubstanzen, die uns vor besondere Herausforderungen stellen, wie etwa Weihrauch und Myrrhe. Sie wachsen am Horn von Afrika, in einer politisch sehr instabilen Region. Den Kontakt dorthin aufrechtzuerhalten und die Qualität zu bekommen, die wir brauchen, ist nicht ohne. Da muss ich mich fragen: Schicke ich jetzt jemanden nach Somalia, der sich vor Ort ein Bild machen soll, obwohl wir von beiden Ausgangssubstanzen nur winzige Mengen brauchen? Kann ich die Reise nach Somalia vielleicht mit dem Besuch bei anderen afrikanischen Partnern kombinieren?

Ein anderes Beispiel ist Ingwer: Er entwickelt von Ernte zu Ernte etwas andere Geschmacksnoten, aber unser WALA Bitter Elixier soll immer gleich schmecken. Hier ist die menschliche Zunge das Prüfinstrument, das wir zufrieden stellen müssen.»

Begegnung

Wenn sich zwei oder mehr Menschen begegnen, ist das immer eine Einladung, die Perspektive zu wechseln. Wer diese Einladung annimmt, wer dem anderen offen und voller Vertrauen gegenübertritt, geht aus so mancher Begegnung reich beschenkt heraus. Plötzlich eröffnen sich neue Horizonte und Handlungsspielräume, verspürt man selbst einen grossen Elan – und hat vielleicht gerade die Basis für eine langjährige Partnerschaft gelegt.

Es ist das Geschäft unserer Tochterfirma Naturamus, das von derartigen Begegnungen lebt. So wie die Rohstoffeinkäufer handhaben es viele andere unter dem WALA Dach: Sie suchen die Begegnung über Abteilungsgrenzen hinweg, zum Beispiel bei der jährlichen Ringelblumenernte. Dass sie dabei nicht nur anderen Menschen, sondern auch dem Naturreich ganz unmittelbar begegnen, lässt den persönlichen Gewinn umso grösser ausfallen.

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