Schlafstörungen und Unruhe bei Kindern: was tun?
Mein Kind schläft nicht. Wann kehrt bei uns endlich Ruhe ein? In vielen Familien kreisen die Gedanken um derartige Sätze.
Vor allem, wenn die Kinder klein sind. Und dann noch einmal, wenn sie in die Pubertät kommen. Die Gründe für Unruhe oder Schlafstörungen bei Kindern sind nicht immer leicht zu bestimmen. Ist ein unruhiges Kind vielleicht vor allem temperamentvoll? Oder hat ein Kind, das nicht so schläft wie der Rest der Familie, schon eine Schlafstörung?
Eule, Lerche oder ein anderer Vogel?
Ob du oder dein Kind früh munter sind und gerne zeitig zu Bett gehen oder aber abends zur Höchstform auflaufen und entsprechend lange schlafen, ist genetisch festgelegt. Du kannst die innere Uhr nicht ändern, aber du kannst dich arrangieren.
Eine kleine Lerche wird zum Beispiel eine Morgen-Spielecke schätzen, in der sie sich alleine beschäftigen kann. Eine kleine Eule wiederum geniesst wahrscheinlich eine aktivierende Beineinreibung mit Rosmarinöl und ein bisschen mehr Zeit zum Wachwerden.
Übrigens, jeder Vogel hat sein Gutes: Kleine Eulen lassen die Familie am Wochenende länger schlafen, kleine Lerchen sind am Montagmorgen für einen Frühstart bereit.
Aber: Wenn ein Kind abends nicht in den Schlaf findet, nachts immer wieder aufwacht oder tagsüber erschöpft ist, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Gleiches gilt, wenn die Eltern durch die Schlafprobleme eines Kindes übernächtigt und somit unausgeglichen sind. Suche im Zweifel das Gespräch mit Erzieher:innen oder Lehrer:innen deines Kindes oder frage einen Kinderarzt / eine Kinderärztin.
Was sagt dein Gefühl?
Wann zum Arzt / zur Ärztin? Diese Frage lässt sich nicht nur anhand von Symptomen beantworten.
Entscheidend ist auch, was dein Bauchgefühl sagt.
Du kennst dich bzw. dein Kind schliesslich am besten. Deshalb solltest du zum Arzt / zur Ärztin gehen, wann immer du dich unsicher fühlst.
Dein Kind schläft nicht – wann zum Arzt / zur Ärztin?
- Wenn sich dein Kind von seiner Erschöpfung nicht mehr erholt
- Wenn die Unruhe auch zu Konzentrationsstörungen führt
- Wenn dein Kind kaum noch Appetit hat oder aufgrund der Aussenreize das Essen regelmässig vergisst und sich sein Gewicht stark verringert
- Wenn dein Kind fiebert
- Wenn sich die Beschwerden nicht bessern oder bei unklaren Beschwerden
Was hilft, wenn dein Kind nicht schläft oder sehr unruhig ist?
In unseren Empfehlungen zum Thema Schlafstörungen und Unruhe bei Kindern findest du medizinische, pflegerische und hebammenkundliche Aspekte gebündelt. Sie reichen von Arzneimitteltipps über äussere Anwendungen bis hin zu bewährten Hausmitteln.
Grundsätzlich gilt: Die hier genannten Ratschläge bieten keine Grundlage zur medizinischen Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung. Sie können einen Arztbesuch nicht ersetzen.
1
Wärme
Wärme ist sehr wichtig und förderlich für einen ruhigen Schlaf. Wenn dein Kind gerne badet, ist vor dem Schlafengehen der perfekte Zeitpunkt für ein 37 Grad Celsius warmes Bad mit etwas Lavendelöl. Aber auch eine Einreibung der Arme mit Lavendelöl wird dein Kind entspannen. Und ein warmer Melissentee kann das abendliche «Zur-Ruhe-Kommen» unterstützen.
2
Ruhe und Rhythmus
Kleine Kinder sind viel ruhebedürftiger als Schulkinder oder gar Erwachsene. Aus Rücksicht darauf sollte die Familie Zeiten reservieren, die möglichst frei von Reizen und Verpflichtungen sind. Besonders sensibel sind die ersten Wochen im Leben eines Kindes wie auch die Zeit, wenn der Mittagsschlaf wegfällt. Vor allem vor dem abendlichen Schlafengehen braucht dein Kind – brauchst auch du – eine ruhigere Übergangsphase, damit die Erlebnisse des Tages nicht im Schlaf verarbeitet werden müssen.
3
Sicherheit für die Kleinen
Kleinen Kindern, die häufig aufwachen, hilft eine kurze Rückversicherung, dass alles in Ordnung ist. Für manche Kinder reicht schon eine Schmusedecke, die griffbereit im Bettchen liegt, um sich selbst zu beruhigen. Andere Kinder brauchen einen kurzen Kontakt mit den Eltern: Du kannst zum Beispiel mit deinem Kind ans Fenster oder auf den Balkon treten und gemeinsam den Nachthimmel bewundern, bevor du es wieder schlafen legst. Ein kleines Lied (zum Beispiel «Weisst du, wie viel Sternlein stehen») kann dieses Ritual begleiten.
4
Freiräume für etwas grössere Kinder
Zur Ruhe kann nur kommen, wer dafür Zeit hat. Schaue dir den Tag wie auch die Woche deines Kindes an: Welche Verabredungen, welche Anforderungen sind wirklich nötig? Hat dein Kind genügend Freiräume zum Spielen und zum Entwickeln der eigenen Fantasie? Gerade diese unverplanten Phasen sind wichtig für die geistige Erholung und eine gesunde Entwicklung.
Mit grösseren Kindern kannst du auch gemeinsam auf den Tag schauen: Was war gut und wofür bin ich dankbar? Was hätte besser laufen können? Wie kann es beim nächsten Mal gelingen? Probleme solltest du nicht an der Bettkante, sondern möglichst davor lösen, so dass am Ende eines Tages keine Sorgen mehr im Raum stehen.
5
Reize reduzieren
Hier geht es um Aussenreize im Allgemeinen und um den Medienkonsum im Besonderen. Denn das kindliche Gehirn ist viel empfänglicher für Reize durch sich schnell bewegende Bilder als das eines Erwachsenen und braucht deshalb mehr Zeit, um sie zu verarbeiten.
Wenn Reiz auf Reiz folgt, können Unruhe und Schlafstörungen die Folge sein. Indem du auf Pausen beim Fernsehen, bei Computerspielen oder der Zeit am Handy achtest, unterstützt du die Reizbewältigung deines Kindes. Auch die tägliche Bewegung an der frischen Luft hilft dabei, äussere Eindrücke und Überstimulationen «abzuarbeiten» und das Stressniveau in den kleinen Körpern zu senken. Wer sich tagsüber austobt, findet abends leichter in den Schlaf.
6
Gelassene Eltern
Unruhige, nervöse Eltern können ihre Anspannung unbewusst auf ihr Kind übertragen. Also lieber etwas mehr Zeit fürs Zubettbringen einplanen, drängende Aufgaben vorher erledigen und auch als Elternteil generell mehr Ruhe und Rhythmus ins eigene Leben integrieren. So durchkreuzt du die Gleichung: Kind schläft nicht = Eltern schlafen auch nicht.