Der Wald kommt in den Hustensaft
WALA Arzneimittel

Der Wald kommt in den Hustensaft

Für die Herstellung des WALA Pulmonium Hustensafts brauchen wir pro Jahr mehr als eine Tonne Fichtentriebspitzen. Sie wachsen weder in unserem Garten noch auf unseren Feldern, sondern mitten im Wald. Auf der Suche nach neuen Sammelplätzen wird unser Wildsammler im Schwarzwald fündig. Hier zeigen sich bereits deutliche Spuren des Klimawandels.

Wo die dichten Fichten wachsen

Loffenau, Schwarzwald. Der dichte Fichtenbestand und die Nähe zur WALA machen diesen Ort zu einem idealen Sammelplatz für Fichtentriebspitzen. Ein dritter Faktor kommt hinzu: Weil der zuständige Revierförster einst in Bad Boll, unserem Firmensitz, lebte, hatten wir sofort einen guten Kontakt. Die enge Zusammenarbeit mit den Zuständigen vor Ort ist wichtig für eine Wildsammlung, die immer vorab beantragt und genehmigt werden muss.

Über viele Jahre sammelten wir die Fichtentriebspitzen für unseren Hustensaft in den Vogesen, wo wir auch Arnika wild pflücken. Aber als die Corona-Pandemie das grenzübergreifende Ernten unmöglich machte, ging Martin Kienzler, Wildsammler der WALA, auf die Suche nach näher gelegenen Flächen.

Zunächst schien Kaltenbronn im Nordschwarzwald der passende Standort zu sein. Da aber zur Erntezeit im Mai/Juni die Auerhenne brütet und das Gebiet Auerhahnschutzgebiet ist, wurde die Anfrage der WALA abgelehnt. Mit Unterstützung des dortigen Försters dehnten wir unsere Suche auf die umliegenden Forstgebiete aus und landeten schliesslich in Loffenau.

Hier und in Löffingen im Hochschwarzwald gewinnen wir nun den Grossteil unserer Fichtentriebspitzen.

Eine gute Lage

Einst hat Orkan Lothar hier abgeräumt, inzwischen ist in Loffenau ein Wald mit vielen jungen Bäumen nachgewachsen. Die vergleichsweise niedrige Lage auf 600 Metern hat den Vorteil, dass wir schon früh im Jahr ernten können und sich die Herstellung unseres Auszuges aus Fichtentriebspitzen über einen längeren Zeitraum verteilen lässt.

Sollten wir in der Fichte ein Brutvogelnest entdecken, müssen wir die Ernte sofort beenden.

Immer nur die jungen Triebe

Die jungen Fichten in Loffenau machen uns das Ernten leicht, weil wir ihre Äste gut erreichen. Wir streifen von Hand immer nur die frischen hellgrünen Triebspitzen in einer Länge von drei bis fünf Zentimetern ab – der Leittrieb an der Spitze und der oberste Astkranz sind tabu. So stellen wir sicher, dass die Fichten unbeschadet weiterwachsen und sich gut entwickeln können.

Die Forstbezirksleitung in Gaggenau gibt ein manuelles Beernten vom Boden aus vor. Der Einsatz von Leitern oder Steighilfen wie auch das Verwenden von Hilfsmitteln zum Herunterziehen der Äste sind nicht erlaubt. Zudem müssen wir die Ernte sofort beenden, sollten wir in der Fichte ein Brutvogelnest entdecken.

Die Fichten sind überraschend vielfältig: Fichte ist nicht gleich Fichte.

Im Bann des Waldes

Für die Ernte der Fichtentriebspitzen in Loffenau hat sich Martin Kienzler helfende Hände organisiert. Eine Mitarbeiterin der WALA Tochter naturamus beschreibt ihren Einsatz so: «Mit jedem Schritt in den Wald hinein spüre ich, wie es wilder, ursprünglicher, unberührter wird. Während langer Phasen bin ich so tief im Wald, dass ich nur Wald um mich herum wahrnehme.»

Sie berichtet weiter: «Wir sprechen uns ab, wer auf welcher Seite des Weges, wer an welchem Hangstück sammelt, und dann ist jede:r für sich unterwegs. Die Fläche, auf der wir sammeln, ist so gross und der Wald so dicht, dass man tatsächlich auch für sich alleine im Wald ist und die Kolleg:innen nur zufällig trifft, wenn man zeitgleich aus dem Wald kommt, um den Korb zu leeren. Eindrücklich ist, wie man in dieser Zeit in den Wald eintaucht. Viel Leben zeigt sich hier, auch in vermeintlich toten Räumen.

Die Fichten sind überraschend vielfältig. Über den Tag mache ich die Erfahrung, dass Fichte nicht gleich Fichte ist. Die Nadeln sind mal weich und biegsam, mal hart und spitz, es gibt lange und kurze, hellgrüne oder gelbliche. Die Triebspitzen wachsen nicht gleichmässig verteilt ringsum an den Bäumen, sondern häufig nur an wenigen Ästen eines Baumes, manche Bäume haben auch gar keine frischen Triebe. Schmecken tun sie hervorragend – frisch, etwas säuerlich, leicht harzig-ätherisch, und sie duften sehr würzig.»

Der Klimawandel ist sichtbar

Martin Kienzler sammelt Fichtentriebspitzen nicht nur in Loffenau, sondern auch im Südschwarzwald. Es sind gute Plätze, die er so lange wie möglich nutzen möchte. Dennoch hält er bereits nach neuen Sammelstellen Ausschau. Denn der Klimawandel beeinflusst auch seine Arbeit. Als Wildsammler ist er unmittelbar verbunden mit den Prozessen, die auf unserem Planeten ablaufen.

Ein Blick auf die Hänge des Schwarzwalds verrät, welche Spuren die letzten Trockensommer hinterlassen haben: Die Nadelbäume sind grossflächig sehr braun und machen einen geschwächten Eindruck. Martin Kienzler beobachtet die veränderten klimatischen Bedingungen nicht nur im Wald, sondern auch auf Bergwiesen. Die Arnika zum Beispiel zieht sich in immer grössere Höhen zurück.

Zurück nach Oben